Bad Soden: Grüne kritisieren Hochwasserchutz

Hochwasserschutz in Bad Soden zu spät und nur mit der dicken Keule?

Spätestens seit der Überschwemmung 2007 ist jedem klar geworden, dass Bad Soden ein Hochwasserproblem hat. Und jeder hätte sich die Frage stellen müssen: „Was ist da schief gelaufen?“ Es dürfte jedem bewusst geworden sein, dass der Klimawandel voll in unserer Stadt angekommen ist und uns mit den auftretenden Starkregenereignissen vor große Probleme stellt. Aber so schlimm das auch ist, ist es nur die Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte besteht aus den vielen kleinen und großen Fehlern, die die Stadtregierung in den letzten Jahrzehnten bei der Stadtentwicklung gemacht hat. Bachverläufe wurden verändert und begradigt oder gleich ganz in Rohre verlegt. Es erfolgte eine immer dichtere Bebauung, ohne die Folgen für den Hochwasserschutz zu beachten. Und auch die schleichende Oberflächenversiegelung hat maßgeblich dazu geführt, dass sich in Bad Soden eine Hochwasserwelle aufbauen kann. Hier eine Hofeinfahrt betoniert, dort noch eine Straße gebaut und der Vorgarten ist auch nur noch eine Steinwüste.

Was ist bisher dagegen unternommen worden? Dazu Jörg Ellminger von B‘90/DIE GRÜNEN: „Leider herzlich wenig!  Und so konnte es 2020 wieder zu einer Überflutung der Innenstadt kommen. Die Starkregenereignisse kommen jetzt immer öfter und auch letzten Dienstag (29.06.) war bei einem Unwetter z.B. der Bach im alten Kurpark Rand voll!“

Schon vor diesem letzten Unwetter hatten DIE GRÜNEN einen Änderungsantrag zu drei Bebauungsplänen im Einzugsgebiet des Sulzbach und angrenzend an ein Hochwassergebiet formuliert. „Laut Bebauungsplan müssen neue Bauherren eine Zisterne zur Gartenbewässerung installieren. Hier würden wir uns einen Hochwasseraufschlag wünschen, so dass das Zisternenvolumen von drei auf sechs Kubikmeter erhöht wird und damit über die Jahre ein Beitrag zur Kappung der Hochwasserspitzen entsteht“, begründete Doris Herrmann den Antrag im Bauausschuss. „Und auch der Anschluss der Zisterne an die Toilettenspülung macht Sinn um den Verbrauch an Trinkwasser zu reduzieren und nebenbei schont es langfristig den Geldbeutel des Hausbesitzers“ erklärte Sabrina Staats.

Auch nach eingehender Debatte war unverständlicherweise der konservative Teil des Ausschusses nicht zu überzeugen, diese einfachen und kostengünstigen Maßnahmen umzusetzen. Das Abstimmungsergebnis – bei Stimmengleichheit abgelehnt – zeigte doch, dass einige Mitglieder die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen erkannt hatten.

Der größte Kritikpunkt schien hierbei der Anschluss der Toiletten an die Zisterne zu sein. Um dem Rechnung zu tragen, hatten die Grünen den Antrag ohne diesen Passus, nur auf den Hochwasserschutz begrenzt, erneut in der Stadtverordnetenversammlung letzten Mittwoch gestellt. Aber auch hier stieß er auf wenig Gegenliebe von CDU, FDP und BSB. Dazu noch einmal Jörg Ellminger: „ Natürlich sind wir uns bewusst, dass der Hochwasseraufschlag nicht gleich Millionen von Litern aufnimmt, aber wenn man jahrzehntelang offensichtlich in die falsche Richtung gelaufen ist, muss man irgendwann auch anfangen die Richtung zu korrigieren! Und große Retentionsbecken in der Innenstadt sind nun mal aufgrund der Platzverhältnisse nicht möglich.“

Als sich keine Mehrheit abzeichnete, ergriff auch der Fraktionsvorsitzende Harald Fischer das Wort: „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum man diese kostengünstige und einfache Möglichkeit nicht ergreift. Seit 2007 wäre hier sicher einiges zusammen gekommen. Diese Gelegenheit hat man verpasst.“

Nach kurzer Debatte wurde der Änderungsantrag leider erneut abgelehnt.