Bad Soden: Bad Soden verscherbelt Tafelsilber

„Die Stadt verscherbelt seit Jahren ihr Tafelsilber.“ So fasst Jörg Ellminger, der seit 2011 Stadtverordneter in der Grünen Fraktion Bad Soden ist, die Finanzlage im ehemaligen Kurort zusammen. Die von der CDU angeführte Stadtregierung finanziere ihren großzügigen Haushalt schon seit Jahrzehnten über den Verkauf von knappen Grundstücken, doch langsam gehe das Tafelsilber zu Ende. „Für zukünftige Generationen bleibt da nicht mehr viel übrig“, sagt das ehemalige Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses.

Diese Art der Politik sei weder nachhaltig noch fair gegenüber den kommenden Generationen. Als aktuelles Beispiel nennt er den ehemaligen Reitplatz an der Kronberger Straße. Die Stadt will dieses Filetstück von fast 6.000 Quadratmeter für 11 Millionen Euro verkaufen. Das hört sich erst einmal gut an, auch dass dort soziales Wohnen auf ca. 1.400 Quadratmeter fest geschrieben werden soll ist erst einmal löblich. Doch die Grünen sind gegen den Verkauf in jetziger Form. „Es hätte mehr Sinn gemacht einen höheren Kaufpreis zu erzielen und mit den Mehreinnahmen an weniger prominenter Stelle ein erhebliches Mehr an sozialem Wohnen zu ermöglichen“, meint Ellminger, der bei der nächsten Kommunalwahl im März 2021 auf Listenplatz 4 für die Grünen kandidiert und sich in Zukunft gerne im Bauausschuss einbringen würde. Die Grünen fühlen sich hierbei durch Aussagen aus dem Bieterkreis bestätigt, dass für dieses Grundstück ein erheblich höherer Preis ohne soziale Bindung möglich gewesen wäre.

Auch dass nach 25 Jahren Schluss ist mit sozialem Wohnen auf dem Reitplatzgelände ist den Grünen ein Dorn im Auge. „So macht man keine nachhaltige Politik“, wettert Ellminger, „Die Stadt erkauft sich ein Belegungsrecht für nur 25 Jahre und bezahlt dafür einen zu hohen Preis. Mit einer eigenen Immobilie käme man wesentlich weiter“.

Beim Thema Bauen haben die Grünen eine Vielzahl an Forderungen in ihr neues Wahlprogramm gestellt. Neben der Erbpacht und der Wiederbelebung der städtischen Baugenossenschaft wollen sie vor allem das sozial-ökologische Bauen vorantreiben, um bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen. Besonders im geplanten Neubaugebiet des Sinai-Geländes müsse die Stadt solche Kriterien anwenden, findet Ellminger. Die anderen Parteien seien da eher einfallslos, entweder wollen sie immer mehr vom selben oder dass alles beim Alten bleibt. Die Grünen dagegen stünden für eine zukunftsfähige Baupolitik, die moderne Technik und progressive Wohnquartiermodelle nutze. „Ökologisches Bauen ist ja auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“, schließt Ellminger seine Ausführungen ab.

Überhaupt sei Klimaschutz seine große Leidenschaft, sagt der gelernte Maschinenschlosser und diplomierte Physikalische Techniker. „Ich arbeite zwar in einem Automobilzulieferbetrieb, aber zur Arbeit nach Schwalbach fahre ich täglich mit dem Fahrrad“, fügt Ellminger schmunzelnd hinzu. Der passionierte Wanderer lebt seit 2007 in Bad Soden und schätzt besonders die städtischen Parkanlagen. Für ihn ist aber auch ganz klar: „Wir brauchen dringend ein professionelles Klimaschutzkonzept, um die Stadt lebenswert zu erhalten.“ Erzeugung von Solarstrom, mehr Fahrradwege und Förderung der E-Mobilität stehen für den Grünen Kommunalpolitiker, der einst bei der Jungen Union seine politische Heimat sah, ganz oben auf der To-do-Liste. „Die Stadt hat das Thema Klimaschutz bisher sträflich vernachlässigt. Andere Kommunen sind da schon viel weiter“, stellt Ellminger klar und nennt als neuesten Beweis dafür einen Beschluss des Stadtparlaments, für die neue Feuerwache weder eine Solaranlage noch eine Regenwassernutzungsanlage zu genehmigen.