Bad Soden: Bad Sodener Grüne gedenken der Opfer vom 10. November 1938

Am 10. November 1938 überfielen Nationalsozialisten die Israelitische Kuranstalt in Bad Soden und setzten sie in Brand. Die Patienten – wahrscheinlich über 60 Menschen – und ihre Pfleger wurden nach Frankfurt gebracht. Von dort ging es weiter in die Vernichtungslager.

Am vergangenen Dienstag gedachten die Bad Sodener Grünen der Opfer dieser Gräueltat mit einer Schweigeminute. Vorstandsmitglied Kornelia Girsig, Fraktionsvorsitzender Harald Fischer und Mitglied Helmut Grossmann trafen sich stellvertretend für alle Mitglieder der Sodener Grünen an der Gedenktafel der ehemaligen Israelitischen Kuranstalt in der Talstraße 12-14.

Harald Fischer erinnerte dabei an die Geschichte der Anstalt: 1889 war die Kureinrichtung in der Talstraße entstanden, um sozial schwache Juden aus der ganzen Welt unter ärztlicher Aufsicht von Lungenkrankheiten zu heilen. Dies war den Nazis in deren Hochburg Bad Soden ein Dorn im Auge und so war die Kuranstalt ab 1933 Repressalien ausgesetzt. 1938 kam es dann in der Pogromnacht vom 9. November landesweit zu antisemitischen Ausschreitungen, Verhaftungen und sogenannten „Sammelaktionen.“ Am Mittag des 10. Novembers erreichten sie die Israelitische Kuranstalt in der Talstraße. Schüler warfen, angefeuert von ihrer Lehrerin, Scheiben ein. NS-Männer brachen die Türen auf, zerstörten Mobiliar und Wasserleitungen. Die Patienten wurden erbarmungslos aus den Betten gejagt. Dann wurde die Israelitische Kuranstalt teilweise niedergebrannt.

Kornelia Girsig erinnerte auch an die Geschichte von Chefarzt Dr. Max Isserlin und seiner Familie. Ihnen gelang die Flucht aus Deutschland, während Oberin Jenny Jeidel wahrscheinlich im Vernichtungslager Belzec oder Sobibor ermordet wurde. Von den anderen jüdischen Mitarbeitern der Kuranstalt verlor sich wie bei den Patienten nach dem Pogrom jegliche Spur.

Harald Fischer berichtet dann von der AG Stolpersteine, die am Tag zuvor an dieser Stelle eine sogenannte Stolperschwelle eingerichtet hatte. „Leider gibt es in Bad Soden wieder offen agierende Rechtspopulisten, unsere Vergangenheit sollte uns dazu auffordern, diesen sich mutig entgegenzustellen“, erklärt Fischer in seinem Schlusswort.