Hattersheim: Die Hattersheimer Grünen ziehen einen Vergleich

– was hat der Vorstoß der EU, Atomstrom und Erdgas als nachhaltige Energien einzustufen, mit Hattersheim zu tun?

Dass wir auf allen Ebenen klimaneutral werden müssen – global, europa- und bundesweit, aber eben auch in Hattersheim, ist längst beschlossene Sache. Der Zeitrahmen ist ebenfalls festgelegt, auch wenn es aus Grüner Sicht ambitionierter sein sollte. Über den Weg dorthin und die Maßnahmen wird aber weiter gestritten.

European Green Deal – Aufbruch oder Rückschritt?

Markus Schlereth vom Vorstand der Hattersheimer Grünen stellt die Frage: „Was werden zukünftige Generationen über den EGD – European Green Deal berichten –
ein wahrer Aufbruch zur wohl größten gelungenen Transformation der Menschheitsgeschichte oder nur ein weiterer verzweifelter Versuch, der anhand zu vieler fauler Kompromisse, das Handlungsversagen unserer politischen Eliten wiederholt aufzeigt?“

Hierzu hat Markus Schlereth ein kritisches Schreiben an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und den Vizepräsidenten Frans Timmermans verfasst.

Die Frage, ob die weitere Nutzung von Kernenergie und Erdgas als nachhaltig klimaneutral eingestuft werden sollte, zeigt, dass wir uns beim Aufbruch zu einer neuen CO2-neutralen Gesellschaftsordnung an einem kritischen Punkt befinden. Dabei ist bekannt, dass die energetische Nutzung von Erdgas nur als Brücke zur sicheren Umsetzung der Transformation dienen darf.

Atomkraft – Nein Danke  

Atomkraft ist die teuerste Energie, wenn man alles einrechnet, was derzeit über Steuern subventioniert wird. Viele nachfolgende Generationen müssen mit dem strahlenden Abfall umgehen, und ein sicheres Endlager ist nicht in Sicht. Unabhängig von den Kosten gibt es weitere Argumente gegen Weiterbetrieb und Neubau von Atomkraftwerken. Man sieht, dass auch AKWs vom Klimawandel betroffen sind. In den vergangenen trocknen Sommern mussten einige abgeschaltet werden, weil die Flüsse nicht ausreichend Wasser zum Kühlen hatten. Was geschieht mit den AKWs, die direkt am Atlantik liegen, wenn der Meeresspiegel klimabedingt steigt? Sind Atomkraftwerke überhaupt gegen menschliches Versagen, Sabotage oder Terrorismus zu schützen?

Wir erwarten, dass von Europa das richtige Signal ausgeht, denn ohne die Akzeptanz und das aktive Mitwirken der europäischen Bevölkerung wird es keine nachhaltige Veränderung geben. Ohne eine Veränderung von Europa werden sich die anderen Staaten und Gemeinschaften in der Welt nicht ändern.

Mehr Nachhaltigkeit im Bausektor

Wie steht es nun um die CO2-Neutralität in unserer Stadt? „Hattersheim hat die besten Voraussetzungen eine Vorbildrolle einzunehmen“, ist sich Fraktionssprecherin Nathalie Ferko sicher. „Neue Baugebiete können CO2-neutral errichtet werden, denn gerade durch die neuen Rechenzentren, die sich in unserer Stadt ansiedeln, kann Ökologie und Ökonomie verknüpft werden und die Abwärme zur Beheizung der Wohnhäuser genutzt werden. Allerdings braucht es klare Ziele und verbindliche Vorgaben von den Verantwortlichen der Stadt Hattersheim. Deshalb sind wir hoffnungsvoll, dass nun unseren Forderungen, die Abwärme zu nutzen, ernsthaft nachgegangen wird.“

Karin Schnick, ehemalige Erste Stadträtin sieht die Chance, das gute Image der Stadt Hattersheim als „Energiekommune“ wieder zu beleben. Vor genau 10 Jahren erhielt Hattersheim diese Auszeichnung (siehe Link). „Technisch hat sich seitdem viel getan und auch immer mehr Menschen wollen sich aktiv beteiligen. Die Bevölkerung ist oft weiter als die Politik. Nun gilt es auf politischer Ebene die Weichen richtig zu stellen, um den nachfolgenden Generationen einen bewohnbaren Planeten zu hinterlassen.“

Energie-Kommune des Monats: Hattersheim – Agentur für Erneuerbare Energien (unendlich-viel-energie.de)